Marija Ischtschenko: Antwortteil der Karte?

  • Document ID: 138772821
  • Document Collection: 7-2-1-5_Briefe von Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen
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Discussion Question

Mir scheint, dass das hier der Antwortteil der Karte ist, der vom Empfänger in der Ukraine hätte an die ursprüngliche Absenderin im Zwangsarbeiterlager, Marija Ischtschenko, zurückgeschickt werden können (wenn die Karte angekommen wäre).
Soll Marija Ischtschenko in diesem Fall als Absenderin oder Empfängerin erfasst werden?
Asked by @t-m

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Vom Inhalt her würde ich sagen, dass sie selbst schreibt. Sie beschreibt die Arbeitsbedingungen, das Essen und bedankt sich für erhaltene Pakete. Unterschrieben hat sie mit Marusja (Kosename für Marija).
Vielleicht ist die Karte falsch ausgefüllt, obwohl sie eigentlich Erfahrung damit haben müsste, da sie, laut ihrem Text, bereits mehrere Karten versendet hat.

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Das funktionierte soweit ich weiß so: Es waren zwei zusammenhängende Postkarten, man sprach von „Postkarte mit Antwortkarte“. Der eine Teil (der so genannte „Frageteil“) wurde vom Absender beschrieben und die Adresse des Empfängers eingetragen; auf dem anderen Teil, dem Antwortteil, trug er seine eigene Adresse ein und ließ sie ansonsten frei.

Der Empfänger konnte dann nach Erhalt den Antwortteil abtrennen, seine eigene Antwortnachricht drauf schreiben und sie zurückschicken, wobei das Porto vom ursprünglichen Absender bereits bezahlt war.

Hier sehen wir, wenn ich es richtig sehe, die Textseite des „Frageteils“ und die Adressseite des „Antwortteils“. Würde man das Dokument umdrehen, wäre auf dem oberen Teil die Adresse des Empfängers mit Poststempel usw., während der untere Teil leer wäre.

Der Empfänger hätte den unteren Teil dann abtrennen, seine eigene Nachricht an Marija Ischtschenko draufschreiben und diesen Teil zurückschicken können. Darum steht da auch ihre Adresse (im Zwangsarbeiterlager) drauf.

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ah danke für die Erklärung. Kommt davon wenn man keine Postkarten mehr schreibt. :grinning_face:
Also alles richtig gemacht von ihr.
Jetzt verstehe ich auch was du mit Absenderin / Empfängerin meinst, das ist ne gute Frage.
Einen schönen Abend!

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Ja, genau, das ist der Antwortteil der Postkarte, der aufgrund seines sehr ähnlichen Aussehens in den Arbeitsablauf gelangt ist. Aber keine Sorge, es ist in Ordnung, diesen Teil für den Empfänger auszufüllen, da es irgendwo auch eine andere Seite geben sollte, auf der hoffentlich beide Adressen angegeben sind.
Ich denke, solche Antwortkarten könnten auch alleine vorkommen – die Postkarten, die als Antworten geschrieben und abgeschickt wurden, also wäre das nicht so ungewöhnlich.

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Ich halte das für unwahrscheinlich, denn die verwendeten Antwortkarten sind dann ja wieder in Deutschland gelandet. Damit sie im ukrainischen Archiv landen, hätten die ehemaligen Zwangsarbeiter sie nach dem Krieg mit zurück nach Hause nehmen müssen, wo sie dann von den sowjetischen Behörden eingezogen und archiviert worden wären. Das ist natürlich nicht unmöglich, wäre aber sicherlich sehr selten.

Ja, das stimmt. Falls die Postkarte nach Deutschland geschickt, bei der Post in der Ukraine abgegeben, aber aufgrund des Vormarsches der Roten Armee und des Rückzugs der deutschen Soldaten nicht weiterbefördert wurde, könnte sie bei der Post verblieben sein und von dort direkt vom Geheimdienst beschlagnahmt worden sein. Dies ist jedoch in der Tat keine allzu häufige Situation.

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