Wo sind die Frauen in den Dokumenten von #everynamecounts?

Im (Online-)Archiv der Arolsen Archiv sind die Bestände in der Teilsammlung „Inhaftierungsdokumente“ unter anderem nach Ghettos und Lagern (Konzentrationslager, Arbeitserziehungslager, Durchgangslager u.v.m.) getrennt. Die Vorgängerorganisation der Arolsen Archives, der International Tracing Service (ITS), unterteilte diese Bestände weiter in „Männer“ und „Frauen“, um Suchanfragen leichter beantworten zu können. Für das KZ Buchenwald gibt es daher den Teilbestand „1.1.5.3 Individuelle Unterlagen Männer Buchenwald“ (ca. 1,8 Mio. Dokumente) und „1.1.5.4 Individuelle Unterlagen Frauen Buchenwald“ (ca. 220.000 Dokumente). Die darin enthaltenen Dokumente sind zudem sehr unterschiedlich, da in den Außenlagern genutzte Dokumente (mehr dazu im historischen Hintergrund) in vielen Fällen nicht erhalten geblieben sind.

Für die verschiedenen Arbeitspakete des Projekts #everynamecounts wählen wir jeweils einen bestimmten Dokumententyp für das Erfassen der Daten aus, beispielsweise die Postkontrollkarten aus dem KZ Buchenwald. Leider müssen wir uns dabei entscheiden, ob wir Euch KZ-Dokumente von männlichen oder weiblichen Häftlingen präsentieren möchten. Ausnahmen gibt es allerdings auch, denn beim Central Name Index (CLI) sind die Dokumente von Männern und Frauen bunt durcheinandergemischt.

Historischer Hintergrund

Bis Anfang der 1940er Jahre gab es in den meisten Konzentrationslagern in Deutschland hauptsächlich männliche Häftlinge. Für Frauen hatten die Nationalsozialisten getrennte Konzentrationslager eingerichtet: zunächst das KZ Moringen (1933 bis 1937/1938), dann das zuvor als Männerlager betriebene KZ Lichtenburg (1937/1938 bis 1939) und schließlich das im Mai 1939 errichtete KZ Ravensbrück.

In den letzten Kriegsjahren stieg jedoch die Zahl der weiblichen KZ-Häftlinge stark an. Vor allem ab 1944 wurden immer mehr jüdische und nichtjüdische Ungarinnen und Polinnen über Auschwitz nach Deutschland gebracht. Sie sollten in Außenlagern für deutsche Rüstungsbetriebe arbeiten. Einige der Außenlager von Ravensbrück, in denen Frauen untergebracht waren, gingen im September 1944 in die Verwaltung des KZ Buchenwald über. Es gab also erst ab Herbst 1944 weibliche Häftlinge im Lagersystem von Buchenwald.

Auch in das KZ-System von Mauthausen kamen in den letzten Kriegsjahren mehr und mehr Frauen. Sie waren vor allem ab September 1944 in ehemals vom KZ Ravensbrück verwalteten Außenlagern untergebracht, wo sie in der Rüstungsproduktion arbeiten mussten. In das damals schon stark überfüllte Hauptlager Mauthausen kamen die meisten weiblichen Häftlinge erst durch die Evakuierungen und „Todesmärsche“ aus geräumten Lagern wie zum Beispiel aus den KZ Ravensbrück, Auschwitz oder Groß-Rosen und aus ehemaligen Außenlagern des KZ Flossenbürg. Wichtig ist, dass bei weitem nicht alle der etwa 10.000 Frauen, die durch Mauthausen oder eines der Außenlager kamen, registriert wurden. Viele Transporte wurden gar nicht registriert, vor allem wenn die Frauen innerhalb kurzer Zeit weiter deportiert wurden.