- Document ID: 6673466
- Document Collection: 1-1-5-3_Buchenwald_Schreibstubenkarten
- Link to Online Archive: https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6673466
Hallo entireunset,
wir haben schon viele Karten mit „Urlaub“ gesehen. Auf zooniverse gibt es einige Kommunikation dazu. Hier ein kurzes Zitat auf meine Anfrage zum Thema Urlaub:
Servus U. - so bizarr es klingt, es gab tatsächlich Urlaub vom KZ zu besonderen (familiären) Anlässen (Hochzeit, Sterbefall etc.), die Häftlinge wurden bei Androhung schwerer Strafen zur Verschwiegenheit verpflichtet, das schreibt Eugen Kogon in „Der SS-Staat“
Schönes Wochenende
Es gibt Hinweise darauf, dass in Konzentrationslagern kurzfristige Haftunterbrechungen in Form sogenannter „Beurlaubungen“ möglich waren. Derzeit prüfen wir hierzu weitere Quellen.
Für das frühe Konzentrationslager Weißenfels heißt es etwa:
„In dringenden Fällen sollen die Gefangenen sogar von der Leitung bzw. dem Polizeipräsidium oder dem Landratsamt Urlaub bekommen haben. In Begleitung eines Beamten konnten die ‚Freigänger‘ zum Beispiel Familienangelegenheiten erledigen.“¹
Auch im Fall von Ewald Müller deutet eine zeitweilige Abwesenheit aus dem Lager auf eine derartige Praxis hin. Dies lässt sich neben der individuellen Dokumente wie der Schreibstuben- oder Effektenkarten auch anhand der folgenden Veränderungsmeldungen nachvollziehen:
Abgang KL Buchenwald am 08.12.1938:
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5278211
Zugang KL Buchenwald am 22.12.1938:
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5278298
Ich melde mich, sobald wir weitere Informationen und/oder Quellen zu diesem Thema gesammelt haben!
Herzliche Grüße aus Arolsen
Annabell
¹ Wolfgang Benz und Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 2: Frühe Lager, München: C.H. Beck 2005, S. 216.
Liebe Community,
wir haben inzwischen ein wenig weiter zum Thema Hafturlaub recherchiert – sowohl in der Literatur als auch in unseren internen Unterlagen.
Dabei sind wir neben weiteren Dokumenten auch auf einige Einträge im Kalendarium der Ereignisse im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück 1939–1945 gestoßen. Diese lassen sich über eine Stichwortsuche in unserer Online-Bibliothek finden. Aus Urheberrechtsgründen sind die Treffer innerhalb der Bücher leider nur bei uns im Lesesaal einsehbar.
Trotzdem lohnt sich bei vielen Recherchen ein Blick in unsere Online-Bibliothek: Einige Bücher und Aufzeichnungen sind dort frei zugänglich, und dank OCR-Texterkennung lassen sich die Inhalte komfortabel durchsuchen.
Außerdem haben wir in einer unserer internen Wissenssammlungen folgenden Hinweis gefunden:
Beurlaubungen von Häftlingen
In ganz geringer Anzahl, nach beim ISD [Internationaler Suchdienst] gemachten Erfahrungen wohl nur für Reichsdeutsche / politische Häftlinge, sind Häftlinge für kurze Zeit aus den KL beurlaubt wurden. Meist waren es nur wenige Tage bis zu zwei Wochen; in einem Falle ist im Jahr 1944 eine Beurlaubung von über 6 Monaten festgestellt worden. [1]
Beim ISD liegen keine Verfügungen oder Hinweise vor aus denen ersichtlich ist, nach welchen Richtlinien bei der Gewährung von Urlaub verfahren wurde. Es steht jedenfalls fest, daß Urlaub nur in ganz seltenen Ausnahmefällen, meist auch erst nach längerer Haftdauer, gewährt wurde.
Aus: Sammelordner für Haftstätten in Deutschland und deutsch-besetzten Gebieten 1933–1945, Band 15.
Auch wenn zu diesem Vermerk keine konkreten Quellen angegeben sind, stammen die Informationen aus internen Recherchen, die mit großer Sorgfalt zusammengetragen wurden. Die Kolleginnen und Kollegen, die daran gearbeitet haben, verfügen über langjährige Erfahrung im Umgang mit den historischen Dokumenten und kannten sich sehr gut mit deren Inhalt und Kontext aus.
Wir informieren Euch natürlich sofort bei Zufallsfunden zu dem Thema!
Liebe Grüße aus Bad Arolsen
Annabell