Das ist ein sehr interessantes Thema. In vielen Dokumenten über die Briefverkehrspolitik für Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion und in der Literatur steht geschrieben, dass es verboten war, den Postkarten zusätzliche Papiere beizufügen oder den Text irgendwie zu verdecken. Dann wurde wahrscheinlich eine Ausnahme für Fotos gemacht.
Diese Sammlung enthält eine beträchtliche Anzahl von Fotos – etwa 500 –, aber in noch mehr Briefen schreiben die Menschen, dass sie ein Foto beifügen, welches aber nicht in der Sammlung enthalten ist. Es muss also eine ziemlich gängige Praxis gewesen sein. Die NS-Ideologie schätzte die Fotografie als Instrument, und einer der Gründe, warum sie das Versenden von Briefen erlaubte, war propagandistisch – um weniger Widerstand zu haben und mehr Menschen aus den besetzten Gebieten für die Arbeit zu rekrutieren, indem man ihnen Kontakt zu ihren Angehörigen versprach. Manchmal wurden Fotos sogar zentralisiert von einem ins Lager eingeladenen Fotografen gemacht, damit jede(r) Kopien erhalten und an Verwandte schicken konnte (kontrollierte visual narrative).