- Document ID: 132144310
- Document Collection: 7-14-1 Documentation of the CLI
- Link to Online Archive: https://collections.arolsen-archives.org/de/document/132144310
#germany POB: Ober-Eschbach #typo #geo
#jew
https://www.chinafamilies.net/refugees/11780-reiss-max/
Max und Jette Reiss, Flora und Inge Ursula Markus: Im Ort besonders bekannt war Max Reiss aus Ober-Eschbach, der 1904 die elf Jahre ältere Jette Lind geheiratet hatte. Er wohnte mit ihr in der Kirchstraße 8 und betrieb dort eine Bäckerei, seine Frau einen Kolonialwarenladen. Er handelte aber auch mit Fahrrädern und stellte Limonaden her. Die Ehe wurde jedoch im Jahr 1932 geschieden – deswegen wurde sein Stolperstein nicht direkt neben Jette gesetzt.Laut einem Bericht des früheren Ronneburger Bürgermeisters, Jean Reuter (SPD), aus dem Jahr 1952, ging Max Reiss bereits in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg „seine eigenen Wege“. Reiss meldete sich 1934 von Hüttengesäß ab und zog nach Hanau, wo er längere Zeit arbeitslos war und dann Zwangsarbeiten im Straßenbau verrichten musste. Nach den Pogromen 1938 wurde er für fünf Wochen in Buchenwald inhaftiert. Dann gelang ihm 1939 die Flucht mit dem Schiff von Triest nach Shanghai, wo viele Juden Zuflucht fanden.
Mit der japanischen Besatzung verschlimmerten sich allerdings die ohnehin schlechten Bedingungen. Im August 1945 wurde er von der amerikanischen Armee befreit und reiste nach Israel zu seinem Sohn Walter, der nach Palästina ausgewandert war. Seit 1957 lebte Max in einem jüdischen Altersheim in Frankfurt. Dort starb er 1971 im Alter von 90 Jahren. Seine frühere Frau Jette war 1936 mit ihrer Enkelin Inge Ursula von Hüttengesäß nach Frankfurt gezogen. Dort hat sie vermutlich bei ihrer Tochter Flora gewohnt, die bereits 1934 zum Vater ihrer Tochter, Ferdinand Markus, gezogen war. Jette Reiss, Flora Markus und ihre elfjährige Tochter wurden am 11. November 1941 ins Ghetto Minsk nach Weißrussland deportiert. Als sie ankamen, waren gerade über 6600 weißrussische Juden ermordet worden, um Platz für die 7000 neuen Deportierten zu schaffen. Die Leichen lagen noch in den Holzhäusern. Wann die drei Jüdinnen aus Hüttengesäß ermordet wurden, ist nicht bekannt. Auch für sie wurden nun mit drei Stolpersteinen in der Kirchstraße 8 ein Denkmal gesetzt.
Source: Max Reiss entkam den Nationalsozialisten - 32 Stolpersteine